Gutes Video über Malawi

Diashow

Dienstag, 25. November 2008

Mein Arbeitsleben

Promise, der neue Hausbewohner
Malaika und Ich
Der SimDollar aus Simbabwe ( Ich wäre so gerne Milliardär^^)

Mein Französischunterricht

Hallo Leute,

nach etwas längerer Zeit melde ich mich mal wieder, damit Ihr wisst, dass ich noch lebe und alles in Ordnung.

Ich bin nun Vollzeitlehrer, was interessant aber auch deutlich anstrengender als meine bisherige Lehrerteilzeit ist.

Was macht man so als Lehrer in Malawi?

Also zuerst muss man unterrichten. Das geht je nachdem in welcher Klasse ich bin mal schwerer mal leichter. Ich merke, dass ich am besten mit den ganz Kleinen und den ganz Großen auskomme. Die Mittleren (3 Klässler) haben mich schon einmal fast zum Ausrasten gebracht :)

Die Liebe für die französische Sprache scheint bei den meisten Malawiern leider nicht so ganz angeboren zu sein, sodass sie meistens immer lachen, wenn ich Ausspracheübungen mache. Auch das Anfertigen der Hausaufgaben wird auch meistens ignoriert, wobei ich nun langsam feststelle, wie schnell ich zum „Lehrerspießer“ mutiere, den man vor 6 Monaten noch nie gewesen sein wollte. Laute Kinder werden umgesetzt, Hausaufgaben werden kontrolliert und die Kleinen müssen viel von der Tafel schreiben. Wer nicht lernt, muss das bestimmte Verb 5-10 mal kopieren und die am demotiviertesten Kinder dürfen nach vorne an die Tafel oder Szenen nachspielen.

Das Großartige bei den malawianischen Schülern ist aber, dass Sie sich eigentlich nie beschweren und wenn^^ dann nach der zweiten Aufforderung das machen, was sie tun sollen.

Als Lehrer hat man es somit ein wenig leichter in Malawi, wenn man mal das Gehalt ignoriert ;).

Die Schüler, die ich habe, sind so ziemlich die unkollegialsten Kinder, die ich kennengelernt habe. Wenn ich zum Beispiel eine Frage in Mathe oder Französisch stelle, kriege ich nicht die etwa erhoffte Antwort, sondern meistens solche Antworten: „Teacher Marian, Chup speaks Chichewa!“ „Teacher Marian, Ale meke zeke (Lobet den Herrn, interessanter Name^^) says I smell and calls me a witch!“ Teacher Marian, Praise does not want to give me the rubber!..... Innerlich denke ich dann immer, dass ich den oder die Betreffende innerlich gerade umbringen könnte. Aber naja, mein Versuch Petzerei zu verbieten scheitert oft an den anderen Lehrern, die diese Kultur fördern, um den Denunzierten dann zu schlagen oder anders zu bestrafen. Es passiert auch öfters, dass wenn ein Kind auf die Toilette ging mit einen Ast zurückkommt, womit es dann die anderen schlägt, wenn ich grad nicht hingucke oder, dass wenn ich jemanden drannehme und dieser nicht sofort antwortet der Sitznachbar eine Ohrfeige austeilt, damit er weiß, dass er antworten soll.

Da hilft es auch nicht, dass ich an einer christlichen Schule unterrichte und denen immer sage: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“, wobei ich immer daran denken muss, dass das irgendwie genauso kling, wie wenn man ein Kind schlägt und sagt: „Es tut mir mehr weh als dir!“ und helfen tut es sowieso nicht^^. Dieses Verhalten versuche ich aber jetzt schulweit zu reformieren, da ich nun der quasi stellvertretende Schulleiter der Schule bin und begonnen habe mit den anderen Lehrern erste Reformen einzuführen. So wurde das Chichewa Sprechen in der Schule verboten, damit Englisch gefördert wird, die Kinder müssen den Klassenraum nun selbstreinigen und dürfen nicht mehr Müll auf den Boden werfen und ab Beginn des nächsten Jahres versuche ich ein paar Schulpartnerschaften zu etablieren, einen Schulgarten und eine Bücherei zu gründen und eine Webpräsenz der BACOMA School zu erstellen.

Es ist jedenfalls sehr interessant und ich freue mich auf den weitern Unterricht.

Zu Hause ist auch alles fein. Simon ist gestern aus Südafrika wiedergekommen, nachdem er noch eine Nacht in Mozambik im Bus schlafen musste, da die Zollbehörde nicht mehr weiterarbeiten wollte, Malaika hat begonnen zu laufen und wir haben mit Promise (4 Jahre) und seiner Mutter temporär 2 neue Mitbewohner, was das Haus immer voller macht und mein Chichewa zerstört, da Promise mich immer auf einem Chitumbuka Chichewa Gemisch anredet, was mich schnell überfordert^^. Ansonsten war ich nun im Fernsehen, wobei ich morgen die Videokassette bekomme und habe den Präsidenten im Elektrogeschäft getroffen.^^

Dadurch, dass Simon 2 Wochen am Stück weg war, durfte ich fleißig täglich den Minibus nehmen, sodass mein nächster Bericht über das Minibusfahren in Malawi sein soll.

Entschuldigung für die lange Abwesenheit und bis bald!!

Tionana,

Marian

Freitag, 7. November 2008


Die Parteijugend verteilt Essen

DPP Anhänger des Präsidenten

Der Präsident
Ich werte die Weißenquote dramatisch auf :D
Polizist und Portraitträger bei den Lomwe
traditionelle Tänzerinnen

Dienstag, 4. November 2008

Die Lengwe Zeremonie

Die Lengwe Zermemonie in Mulanje: Chief Khumba der Lengwe wird Paramount Chief

Moni Azanga, Hallo Freunde,

ich hoffe, dass es euch im kalten und grauen Deutschland gut geht.

Heute gibt es dann mal eine kleine Kultureinheit über das traditionelle Stammessystem in Malawi:

In Malawi herrscht ein Stammessystem vor. Das bedeutet, dass jedes Dorf eines Stammes einen Stammesführer wählt und dann die einzelnen Stammesführer der Dörfer einen Oberführer „Paramount Chief“ für die Regionen und dann zuletzt der Führer über die ganze Ethnie gewählt wird. Diese Stammesgrenzen gehen in Malawi über die Landesgrenzen hinaus, da diese durch die Kolonisation geschaffen wurden und unnatürlich sind. Der oberste Führer der Chewa, ein Malawier, ist gleichzeitig auch der Führer über die Chewa in Mosambik, Sambia und Simbabwe.

Als Führer „Chief“ hat man so einiges zu tun. Über 75% der verfügbaren Landesflächen Malawis sind Stammesland, die von den Dorfführern verwaltet werden müssen. Der Chief muss das Land gerecht unter die Dorfbewohner verteilen, die traditionelle Rechtssprechung überwachen, Hexen verurteilen, Streit schlichten und vieles mehr. Das System ist nicht gerade demokratisch und hatte in den letzten Jahren immer mehr Probleme, da in vielen Fällen traditionelle Rechte, die vor allen den Frauen zustanden, diesen abgesprochen wurden.

Als Chief ist man jedoch sehr anerkannt innerhalb des Volkes und wird auch von der Regierung bezahlt. Als Präsident Malawis ist man immer sehr bemüht sich bei den Stammesführern einzuschmeicheln, da dadurch die Chancen auf Wiederwahl stark ansteigen.

Das hat sich dann auch Bingu wa Mutharika gedacht, als er beschloss Chief Khumba zum Paramount Chef zu ernennen.

Da es noch nie zuvor einen Paramount Chief der Lengwe in Malawi gegeben hatte, da es eine kleine „Immigrantengruppe“ aus Mosambik war, wurde diese Aktion als politisches Geschenk gewertet, was es auch zweifelsohne war.

Als wir (Marianne, Marlen und ich) am 25 Oktober um 9 Uhr morgens an dem Ort ankamen, wo die Zeremonie stattfinden sollte, waren schon tausende Parteianhänger in Ihren blauen Uniformen da und ebensoviele traditionelle Tänzer der Lengwe. Das Faszinierende an den Tänzern war Ihre unglaubliche Fähigkeit Alt und Neu zu verbinden. So hatte ein Tänzer eine Mickeymaus Puppe in seinem Federschmuck eingearbeitet, andere hatten Cola und Bier Kronkorken an Ihre Kleidung angeklebt und andere hatten Plastikschlangen um Ihren Körper geschlungen. Es wurde frenetisch getanzt und gesungen und, da wir so ziemlich die einzigen Weißen waren, wurden wir sehr beachtet. Als wir dann die ersten Tourifotos geschossen hatten, kam direkt ein Polizeioffizier an, der uns freundlich aber bestimmt fragte, wo unser Presseausweis sei, da es eine Veranstaltung sei, wo der Präsident anwesend sein würde.

Wir hatten natürlich keinen, aber da wir versprachen, dass wir den Präsidenten und Chief Khumba nicht fotografieren würden, durften wir dann fleißig weiterfotografieren und filmen.

Um 11 Uhr kam dann schließlich der Präsident mit 2 Stunden Verspätung im Helikopter an und die Zeremonie konnte losgehen.

Zu dem Zeitpunkt waren sicher 10-15.000 Menschen versammelt und es war eine richtige farbenfrohe Zeremonie mit viel Gesang, Tanz und einigen Reden. Die DPP (Democratic Progress Party) hatte extra Träger geordert, die die ganze Zeit große Fotos vom Präsidenten in die Luft hielten, damit jeder wusste, welche wichtige Person hier saß.

Als dann der Chief offiziell befördert wurde, wurden Ziegen, 5 Fahrräder, ein Kühlschrank und viel Gemüse geschenkt.

Wir konnten die ganze Zeremonie sehr gut beobachten, da wir in der ersten Reihe (in der prallen Sonne) saßen und die einzigen waren, die sich neben oder vor den Polizisten und Armeeoffizieren setzen durften. Daher kamen ohne Presseausweis auch einige Fotos vom Präsidenten^^ zustande und viele andere gute Fotos.

Nach 3 Stunden gab es dann Mittagspause und ich machte eine nachhaltige Erfahrung:

Beim Thema Essen wird auch das warme Herz Afrikas eiskalt…

Um sich noch beliebter zu machen, hatte der Präsident nämlich gratis Essen verteilen wollen. Der Nachteil war aber, dass viel zu wenig da war…

Die Parteijugend, natürlich in blauer Parteiuniform (sah aus wie die DDR Jugend), bildete eine lange Kette und verteilte das Essen zuerst an die Ehrengäste, was den meisten nicht gefiel. Man versuchte den Jugendlichen das Essen aus die Hände zu reißen oder an die Reste zu kommen und, da wir ca. 1 Meter von der „Jugendkette“ entfernt saßen wurde es uns auf Dauer etwas unangenehm. Schließlich schritt die Polizei ein und drängte die hungrige Gruppe zurück. Beachtenswert ist, dass keine Gewalt eingesetzt wurde und sehr diszipliniert vorgegangen wurde.

Nach dem stressigen Essen (wir bekamen kein Essen von der Jugend, da wir schon vorher im Auto gegessen hatten), kam dann das Nachmittagsprogramm, wo viel getanzt und gescherzt wurde. Es war eine sehr schöne folkloristische Veranstaltung mit viel politischer Inszenierung und eine wunderschöne und seltene Erfahrung, da nicht oft ein Paramount Chief ernannt wird.