Hallo Leute,
nach etwas längerer Zeit melde ich mich mal wieder, damit Ihr wisst, dass ich noch lebe und alles in Ordnung.
Ich bin nun Vollzeitlehrer, was interessant aber auch deutlich anstrengender als meine bisherige Lehrerteilzeit ist.
Was macht man so als Lehrer in Malawi?
Also zuerst muss man unterrichten. Das geht je nachdem in welcher Klasse ich bin mal schwerer mal leichter. Ich merke, dass ich am besten mit den ganz Kleinen und den ganz Großen auskomme. Die Mittleren (3 Klässler) haben mich schon einmal fast zum Ausrasten gebracht :)
Die Liebe für die französische Sprache scheint bei den meisten Malawiern leider nicht so ganz angeboren zu sein, sodass sie meistens immer lachen, wenn ich Ausspracheübungen mache. Auch das Anfertigen der Hausaufgaben wird auch meistens ignoriert, wobei ich nun langsam feststelle, wie schnell ich zum „Lehrerspießer“ mutiere, den man vor 6 Monaten noch nie gewesen sein wollte. Laute Kinder werden umgesetzt, Hausaufgaben werden kontrolliert und die Kleinen müssen viel von der Tafel schreiben. Wer nicht lernt, muss das bestimmte Verb 5-10 mal kopieren und die am demotiviertesten Kinder dürfen nach vorne an die Tafel oder Szenen nachspielen.
Das Großartige bei den malawianischen Schülern ist aber, dass Sie sich eigentlich nie beschweren und wenn^^ dann nach der zweiten Aufforderung das machen, was sie tun sollen.
Als Lehrer hat man es somit ein wenig leichter in Malawi, wenn man mal das Gehalt ignoriert ;).
Die Schüler, die ich habe, sind so ziemlich die unkollegialsten Kinder, die ich kennengelernt habe. Wenn ich zum Beispiel eine Frage in Mathe oder Französisch stelle, kriege ich nicht die etwa erhoffte Antwort, sondern meistens solche Antworten: „Teacher Marian, Chup speaks Chichewa!“ „Teacher Marian, Ale meke zeke (Lobet den Herrn, interessanter Name^^) says I smell and calls me a witch!“ Teacher Marian, Praise does not want to give me the rubber!..... Innerlich denke ich dann immer, dass ich den oder die Betreffende innerlich gerade umbringen könnte. Aber naja, mein Versuch Petzerei zu verbieten scheitert oft an den anderen Lehrern, die diese Kultur fördern, um den Denunzierten dann zu schlagen oder anders zu bestrafen. Es passiert auch öfters, dass wenn ein Kind auf die Toilette ging mit einen Ast zurückkommt, womit es dann die anderen schlägt, wenn ich grad nicht hingucke oder, dass wenn ich jemanden drannehme und dieser nicht sofort antwortet der Sitznachbar eine Ohrfeige austeilt, damit er weiß, dass er antworten soll.
Da hilft es auch nicht, dass ich an einer christlichen Schule unterrichte und denen immer sage: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“, wobei ich immer daran denken muss, dass das irgendwie genauso kling, wie wenn man ein Kind schlägt und sagt: „Es tut mir mehr weh als dir!“ und helfen tut es sowieso nicht^^. Dieses Verhalten versuche ich aber jetzt schulweit zu reformieren, da ich nun der quasi stellvertretende Schulleiter der Schule bin und begonnen habe mit den anderen Lehrern erste Reformen einzuführen. So wurde das Chichewa Sprechen in der Schule verboten, damit Englisch gefördert wird, die Kinder müssen den Klassenraum nun selbstreinigen und dürfen nicht mehr Müll auf den Boden werfen und ab Beginn des nächsten Jahres versuche ich ein paar Schulpartnerschaften zu etablieren, einen Schulgarten und eine Bücherei zu gründen und eine Webpräsenz der BACOMA School zu erstellen.
Es ist jedenfalls sehr interessant und ich freue mich auf den weitern Unterricht.
Zu Hause ist auch alles fein. Simon ist gestern aus Südafrika wiedergekommen, nachdem er noch eine Nacht in Mozambik im Bus schlafen musste, da die Zollbehörde nicht mehr weiterarbeiten wollte, Malaika hat begonnen zu laufen und wir haben mit Promise (4 Jahre) und seiner Mutter temporär 2 neue Mitbewohner, was das Haus immer voller macht und mein Chichewa zerstört, da Promise mich immer auf einem Chitumbuka Chichewa Gemisch anredet, was mich schnell überfordert^^. Ansonsten war ich nun im Fernsehen, wobei ich morgen die Videokassette bekomme und habe den Präsidenten im Elektrogeschäft getroffen.^^
Dadurch, dass Simon 2 Wochen am Stück weg war, durfte ich fleißig täglich den Minibus nehmen, sodass mein nächster Bericht über das Minibusfahren in Malawi sein soll.
Entschuldigung für die lange Abwesenheit und bis bald!!
Tionana,
Marian