Gutes Video über Malawi

Diashow

Mittwoch, 6. Mai 2009

Reisen durch Malawi


Das Objekt der Begierde

Es führt eine Straße ins Nichts :) Aber die EU Hilfe ist auch hier aktiv

Eine luxuriösere Form des Transports

Wartende an der Haltestelle

Was tut man als Freiwilliger, wenn man 2h auf dem Bus warten muss?
Der Innenraum eines Minibusses

Moni Anzanga, Hallo Freunde,

letztes Wochenende sind Marlen und Ich Freunde in Mua Mission besucht und mit Ihnen den ersten Mai gefeiert. Malawier feiern nämlich keinen ersten Mai in dieser Form sondern genießen einen freien Arbeitstag. Die Zeit war wirklich cool. Mua Mission ist eine katholische Mission, die vor gut 100 Jahren von den „Péres blancs“ ,den weißen Vätern, gegründet wurde, kanadische Missionare. In Mua hat man sich dem Erhalt der malawianischen Kultur verschrieben und ein wunderschönes Museum über die Kultur der Chewa, Ngoni und Yao errichtet, wo man alles über Ihre Kultur lernt. Die Station ist gut 200km von Blantyre entfernt auf einer seltener befahrenen Straße, sodass wir den Minibus als Transportmittel nahmen. Da ich Euch schon immer einen Bericht über das Transportmittel Nummer 1 Malawis, an dem sich die Geister scheiden, versprochen habe, kommt der Bericht heute. Um die Spannung vorweg zu nehmen. Die 200 km schafften wir während der Hinfahrt in 3,5 Stunden und während der Rückfahrt in 6 Stunden.

Viele Malawier haben mir schon gesagt, dass es unmöglich ist wirklich Malawi erlebt zu haben ohne eine (längere) Fahrt in diesem Gefährt unternommen zu haben. Es ist die unangefochtene Nummer 1 des öffentlichen Transportsystems deutlich vor LKW und Pick Up Ladeflächen, Überlandbusse und Fahrradtaxen. Diese kleinen weißen Busse erreichen fast jedes Ziel und fahren durch das ganze Land, mal schnell, mal langsam. Wenn man mit Ihnen reist, lernt man viele super interessante Leute kennen und kriegt einen tiefen Einblick in den malawischen Alltag.

Ich saß schon neben Enten, Hühnern, einem Schweinekopf oder mit 7 Leuten auf einer Dreierbank. Habe Pommes, Cola und Früchte durch das Autofenster gekauft und saß schon 2 Stunden wartend an der Straße. Ich musste schon mal mitten im Nirgendwo aussteigen, als der Minibus die Polizeikontrolle nicht bestanden hatte, wurde an einen anderen Minibus „verkauft“, als bei meinem der Motor halb explodierte und bin schon mal einen halben Berg rückwärts runter gefahren, da der Motor nicht mehr anging und der Fahrer Geschwindigkeit zum Starten des Busses brauchte.

Dennoch mag ich das Minibusfahren sehr. Es vermittelt immer ein Gefühl von Zeit, da man nie weiß wie und ob man ankommt und es ist unkompliziert. Der Minibus hält an jedem Ort um Leute aufzunehmen und stoppt jederzeit wo die Leute aussteigen wollen. Einen guten Minibus zu finden ist schwer, denn man hat eigentlich keine Auswahl. Man steigt einfach in den nächsten Bus ein und solange Lenkrad, 4 Reifen und der Schalthebel funktionieren, ist alles gut. Innenausstattung (gute Sitze etc. oder Komfort sind unnötiger Luxus (Ich saß einmal fast auf dem Boden, weil mein Sitz schon halb weggebrochen war). Der einzigste Luxus oftmals ist ein mehr oder weniger gut funktionierendes Radio, dass auf voller Lautstärke HipHop, Gospel oder Reggae spielt.

Auch an den Fahrer sollte man keine Ansprüche machen. Führerschein ist eher die Ausnahme und das Tragen von Sicherheitsgurten wird meistens nur vor Polizeikontrollen eingeführt. 2 Augen und ein freundliches Lächeln reichen für einen Fahrer allemal aus!

Neben dem Fahrer, der halt fährt, gibt es noch den Geldeintreiber. Der sitzt, steht, kniet oder liegt (je nachdem wie viel Platz da ist) mit den Gästen zusammen und sammelt das Geld ein. Für Fremde mag es am Anfang super chaotisch ausschauen, doch es herrschen feste Preise, die man nach längerer Zeit auch versteht. Als Ausländer lohnt es sich vorher nach Preisen zu fragen (bei den Mitreisenden, nicht beim Fahrer!), da man dann die richtigen Preise erzählt kriegt.

Für meine Fahrt von zuhause in die Stadt (ca. 20 km) zahle ich für eine einfache Strecke 55 Cent, für eine Fahrt ins 200km entfernte Mua 4€ und für eine Fahrt in die Hauptstadt Lilongwe (350km) 6€. Diese Preise schwanken aber immer wieder bedingt durch Spritpreise und Konkurrenz. Der Geldeintreiber ist übrigens immer super behilflich. Er lädt Deine Sachen ein egal wie groß sie sind (ich saß schon mal neben 2 Leuten die einen Stuhl und Tisch mit sich führten) entweder in den offenen Kofferraum, der mit einer Schnur befestigt wird oder inseltenen Fällen sogar aufs Dach und teilt Dir einen Sitzplatz zu.

Ist man dann im Minibus ist eigentlich fast alles super entspannt. Es gibt nur noch 2 Fehler die man machen kann.

1. Man sitzt auf der Türseite. Das bedeutet, dass man bei fast jedem Stopp mit aussteigen muss, um die Passagiere rauszulassen, egal wie viel Gepäck man rumschleppt.

2. Man bezahlt mit 500 Kwacha Banknoten (ca. 2,30€). In diesem Fall erhält man entweder nur Minigeldscheine als Wechsel oder es wird extra irgendwo gestoppt um Geld zu wechseln. In diesem Fall macht man sich dann unbeliebt bei den anderen ;).

Ansonsten ist wirklich alles gut. Die Leute sind erstaunlich ruhig und hilfsbereit und bis auf einige doofe Polizeikontrollen oder hin und wieder geplatzte Reifen oder Motorversagen vergeht die Fahrt unheimlich schnell.

Ich plane schon ein Minibusunternehmen in Deutschland zu gründen. Ob das so klappen wird???...

Tionana,

Marian

Cape Maclear und andere Abenteuer

Moni Anzanga, Hallo Freunde,

ich hoffe, dass es Euch gut geht. Es tut mir leid, dass ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe aber ich war in den letzten zwei Wochen auf großer Reise mit meiner Familie. Es ging durch Malawi, Mosambik und Sambia und war ein super cooler Urlaub. Den Bericht schicke ich später nach.

Seit meinem letzten Bericht ist so einiges vergangen. In der Schule ist alles gut soweit. Der Schulleiter versucht seit einiger Zeit mich mit seiner Schwester zu verkuppeln. Er hat mir schon ein Haus und Land versprochen, sodass ich Mais anpflanzen kann. Seine Schwester ist ungefähr 20 Jahre älter als ich, sodass ich nicht sehr interessiert bin. Noch lässt er aber nicht locker… :D Man kann es aber auch positiv sehen. Je älter sie ist, desto weniger Kühe müsste ich den Brauteltern zahlen

Ebenfalls standen die Schulprüfungen an und knapp 50% haben bestanden. Das ist ein neuer Rekord bei mir^^.
Eine Woche vor den Tests bin ich mit meinen Schülern in das französische Kulturzentrum gegangen um den Film Ratatouille zu schauen (der Zeichentrickfilm mit einer Ratte, die Koch in Paris werden möchte), was anstrengend aber auch lustig war. Erstmals konnte ich die gute alte Grundschulpädagogik einführen:“ Zweiergruppen, Händchen halten!“ (Form groups of two and join hands!) und nach einer kurzen Wanderung zum Kulturzentrum die durch Lieder wie „Read the bible, pray every day!“ oder „Forward, forward Christian soldiers“ untermalt wurde kamen wir an. Das Gebäude war brechend voll, da die Nachricht vom Gratiskino von den Schulen sehr positiv aufgenommen wurde, sodass Lastwagenladungen von Schülern angekarrt wurden. Ich durfte dann wie auch beim letzten Mal ^^ für die Schüler Plätze suchen, während sie den Film guckten (wir waren nach guter Tradition 20 Minuten zu spät) und die Kinder über die Straße führen, während die Lehrer vorwegrannten und mir von der anderen Seite Ratschläge gaben (malawische Fußgänger haben ein knallhartes Leben, sodass sie sich nicht trauen eine Straße zu überqueren, wenn ein Auto in der Nähe ist). Alle Kinder überlebten. Das Leben eines Freiwilligen ist schon anstrengend!

Am Nachmittag nach dem Film ging es dann zu Dritt (Marlen, Thomas und Ich) nach Cape Maclear, wo ein Djfestival mit Djs aus dem südlichen Afrika stattfind, was in Malawi was ziemlich einmaliges ist. Das sogenannte elev8festival fand also dieses Jahr im Lake Malawi Nationalpark in Cape Maclear statt, einem für Malawi sehr touristischen Ort. Leider wollte das Wetter nicht so recht mitspielen. Schon in Blantyre goss es aus Kübeln und es wurde nicht unbedingt besser bis ganz kurz vor Cape Maclear, wo der erste Abend zum Glück regenfrei war. Die Fahrt nach Cape Maclear wäre ein eigener Bericht wert, doch ich fasse mich diesmal kurz. Wir hatten ein Auto gemietet, dass uns nach Cape Maclear bringen sollte, was sich von Beginn der Reise aus als ziemlich anfällig erweisen sollte. Die Schaltungen des Autos funktionierten nicht und dann, nach ca. 2 Stunden, machte der Motor unendlich laute Geräusche. Zum Glück waren wir gerade in Mangochi, einer für Malawi großen Stadt, angekommen, sodass wir nicht mitten im Busch auf Hilfe warten mussten. Nach 20 Minuten kam dann zufällig ein Mechaniker vorbei, der uns seine Hilfe schnell und gut anbot. Inzwischen waren wir schon von einem guten Dutzend von Leuten umringt, die uns alles verkaufen wollten (gekochte Eier, Erdnüsse, Telefonkarten etc.) und viele Leute, die uns einfach nur anstarrten und zuguckten was passierte. Nach einer Stunde konnten wir dann endlich weiterfahren.

Die Stimmung war entspannt (was sehr wahrscheinlich daran lag, dass der Fahrer die ganze Zeit mit verdächtige Kräutermischungen rauchte, wodurch das ganze Auto gut eingequalmt war) bis wir dann das leichte Unglück hatten und voll eine Kuh wegklatschten.

Es geschah ungefähr so: Wir fuhren entspannte 120 km/h durch Malawi als plötzlich eine Kuh mit Kalb aus einer Kurve hinaus auf die Straße kamen um sie vermutlich zu überqueren. Mitten auf der Straße entschlossen sich beide Kühe eine Pause einzulegen und blieben trotz Huperei und schneller Annäherung vollkommen bewegungslos auf der Mitte der Straße. Wir schafften es noch auf 30 km/h runterzubremsen als die Stoßstange voll die Kuh rammte und das Auto stehenblieb. Die gerammte Kuh schien den Unfall dennoch gut verkraftet zu haben, da sie weiterlief und die andere Seite erreichte. Sie wirkte etwas bedröppelt, weil sie nicht verstand, was Ihre Ruhe so plötzlich störte. Ebenso bedröppelt beobachteten einige Leute am Straßenrand die Situation. Wir fuhren jedoch schnell weiter, denn im Straßenverkehr in Malawi gibt es etwas vereinfacht nur zwei Hauptregeln:

1. Der Stärkere hat immer Recht.
2. Wer etwas oder jemanden anfährt, sollte schnell weiterfahren und später die Polizei anrufen, da sonst die Dorfgemeinschaft das Auto angreifen könnte.

Eigentlich ganz logisch oder?

So kamen wir nach gut 5 Stunden in Cape Maclear an und zu unserem Glück war das Wetter einigermaßen gut, denn zu Ende der Regenzeit ist das Wetter ziemlich unbeständig. Die Location war einfach nur cool. Mitten im Nationalpark ist nämlich eine Ruine eines ehemaligen Luxushotels. Die Mauern stehen noch, das Dach ist aber eingestürzt. In dieser Ruine fand dann das Festival statt. Eine Plane wurde über das Dach gespannt und verschiedene fluoreszierende Motive aufgehängt, was ich sehr gelungen fand. Diese Mischung aus Urwald, Seeufer und Partylocation war einfach hamma und wäre wohl in Deutschland nie so erlaubt worden . Leider waren an diesem ersten Abend nicht so viele Leute da, weil es ein Freitag war und die Gegend doch etwas abgelegen ist. So konnten wir ungestört bei leider fast europäischen Preisen (Bier (0,5l) 1€ anstatt 30 Cent) feiern und man lernte interessante Leute kennen. Um 3 Uhr morgens lief ich dann zum ersten Mal nachts durch Malawi. Leider nahm ich den falschen Weg und irrte eine Dreiviertelstunde herum, bis mich ein Auto entdeckte und mir einen Lift gab. Später sagte man mir dann, dass ich da nicht rumlaufen sollte, da es zuviele Hyänen gibt. Ich habe zum Glück keine gesehen.

Am nächsten Tag ging es dann auf Cape Maclear zu erkunden. Wir wollten Kayak fahren und zu eine der nahen Inseln. Leider machte uns das schlechte Wetter und der Wellengang (!!) einen Strich durch die Rechnung. Der Malawisee kann wirklich rau sein bei schlechtem Wetter! Der dabei durchgehende kalte Nieselregen machte auch ganze Arbeit! Er sorgte dafür, dass die Zufahrtspiste fast unpassierbar wurde, da ein 1 Meter tiefer See entstanden war. So kamen anstatt der 500 erwarteten Leute nur knappe 70, was sehr schade war, da die Organisatoren sich wirklich viel Mühe gegeben hatten. Am Sonntag, dem letzten Tag klarte das Wetter dann wieder leicht auf. Leider zu spät für das Festival, aber noch gerade richtig für uns. Wir machten uns zum Otter Point auf, einem Naturdenkmal im Nationalpark und wollten alte Missionarsgräber sehen, die wir leider nicht fanden.

Der Otter Point sind mehrere kleine Steinfelsen, die im See stehen und wegen Ihrer geschützten Lage eine Brutstätte für viele Fische sind (ein Großteil aller Aquarienfische der Welt kommt vom Malawisee). Nachmittags ging ich dann noch einen Megafisch für 7 € kaufen und dann war das Wochenende auch schon vorbei. Wir fuhren unter einem wunderbaren afrikanischen Sonnenuntergang zurück und erreichten Blantyre um 1 Uhr morgens.
Das waren Sie meine letzten Wochen.

Liebe Grüße nach Deutschland , wo ich in 96 Tagen wieder sein werde. Am ersten Mai haben nämlich meine letzten 100 Tage begonnen!!
Tionana,
Marian