Moni Anzanga, Hallo Freunde,
letztes Wochenende sind Marlen und Ich Freunde in Mua Mission besucht und mit Ihnen den ersten Mai gefeiert. Malawier feiern nämlich keinen ersten Mai in dieser Form sondern genießen einen freien Arbeitstag. Die Zeit war wirklich cool. Mua Mission ist eine katholische Mission, die vor gut 100 Jahren von den „Péres blancs“ ,den weißen Vätern, gegründet wurde, kanadische Missionare. In Mua hat man sich dem Erhalt der malawianischen Kultur verschrieben und ein wunderschönes Museum über die Kultur der Chewa, Ngoni und Yao errichtet, wo man alles über Ihre Kultur lernt. Die Station ist gut 200km von Blantyre entfernt auf einer seltener befahrenen Straße, sodass wir den Minibus als Transportmittel nahmen. Da ich Euch schon immer einen Bericht über das Transportmittel Nummer 1 Malawis, an dem sich die Geister scheiden, versprochen habe, kommt der Bericht heute. Um die Spannung vorweg zu nehmen. Die 200 km schafften wir während der Hinfahrt in 3,5 Stunden und während der Rückfahrt in 6 Stunden.
Viele Malawier haben mir schon gesagt, dass es unmöglich ist wirklich Malawi erlebt zu haben ohne eine (längere) Fahrt in diesem Gefährt unternommen zu haben. Es ist die unangefochtene Nummer 1 des öffentlichen Transportsystems deutlich vor LKW und Pick Up Ladeflächen, Überlandbusse und Fahrradtaxen. Diese kleinen weißen Busse erreichen fast jedes Ziel und fahren durch das ganze Land, mal schnell, mal langsam. Wenn man mit Ihnen reist, lernt man viele super interessante Leute kennen und kriegt einen tiefen Einblick in den malawischen Alltag.
Ich saß schon neben Enten, Hühnern, einem Schweinekopf oder mit 7 Leuten auf einer Dreierbank. Habe Pommes, Cola und Früchte durch das Autofenster gekauft und saß schon 2 Stunden wartend an der Straße. Ich musste schon mal mitten im Nirgendwo aussteigen, als der Minibus die Polizeikontrolle nicht bestanden hatte, wurde an einen anderen Minibus „verkauft“, als bei meinem der Motor halb explodierte und bin schon mal einen halben Berg rückwärts runter gefahren, da der Motor nicht mehr anging und der Fahrer Geschwindigkeit zum Starten des Busses brauchte.
Dennoch mag ich das Minibusfahren sehr. Es vermittelt immer ein Gefühl von Zeit, da man nie weiß wie und ob man ankommt und es ist unkompliziert. Der Minibus hält an jedem Ort um Leute aufzunehmen und stoppt jederzeit wo die Leute aussteigen wollen. Einen guten Minibus zu finden ist schwer, denn man hat eigentlich keine Auswahl. Man steigt einfach in den nächsten Bus ein und solange Lenkrad, 4 Reifen und der Schalthebel funktionieren, ist alles gut. Innenausstattung (gute Sitze etc. oder Komfort sind unnötiger Luxus (Ich saß einmal fast auf dem Boden, weil mein Sitz schon halb weggebrochen war). Der einzigste Luxus oftmals ist ein mehr oder weniger gut funktionierendes Radio, dass auf voller Lautstärke HipHop, Gospel oder Reggae spielt.
Auch an den Fahrer sollte man keine Ansprüche machen. Führerschein ist eher die Ausnahme und das Tragen von Sicherheitsgurten wird meistens nur vor Polizeikontrollen eingeführt. 2 Augen und ein freundliches Lächeln reichen für einen Fahrer allemal aus!
Neben dem Fahrer, der halt fährt, gibt es noch den Geldeintreiber. Der sitzt, steht, kniet oder liegt (je nachdem wie viel Platz da ist) mit den Gästen zusammen und sammelt das Geld ein. Für Fremde mag es am Anfang super chaotisch ausschauen, doch es herrschen feste Preise, die man nach längerer Zeit auch versteht. Als Ausländer lohnt es sich vorher nach Preisen zu fragen (bei den Mitreisenden, nicht beim Fahrer!), da man dann die richtigen Preise erzählt kriegt.
Für meine Fahrt von zuhause in die Stadt (ca. 20 km) zahle ich für eine einfache Strecke 55 Cent, für eine Fahrt ins 200km entfernte Mua 4€ und für eine Fahrt in die Hauptstadt Lilongwe (350km) 6€. Diese Preise schwanken aber immer wieder bedingt durch Spritpreise und Konkurrenz. Der Geldeintreiber ist übrigens immer super behilflich. Er lädt Deine Sachen ein egal wie groß sie sind (ich saß schon mal neben 2 Leuten die einen Stuhl und Tisch mit sich führten) entweder in den offenen Kofferraum, der mit einer Schnur befestigt wird oder inseltenen Fällen sogar aufs Dach und teilt Dir einen Sitzplatz zu.
Ist man dann im Minibus ist eigentlich fast alles super entspannt. Es gibt nur noch 2 Fehler die man machen kann.
1. Man sitzt auf der Türseite. Das bedeutet, dass man bei fast jedem Stopp mit aussteigen muss, um die Passagiere rauszulassen, egal wie viel Gepäck man rumschleppt.
2. Man bezahlt mit 500 Kwacha Banknoten (ca. 2,30€). In diesem Fall erhält man entweder nur Minigeldscheine als Wechsel oder es wird extra irgendwo gestoppt um Geld zu wechseln. In diesem Fall macht man sich dann unbeliebt bei den anderen ;).
Ansonsten ist wirklich alles gut. Die Leute sind erstaunlich ruhig und hilfsbereit und bis auf einige doofe Polizeikontrollen oder hin und wieder geplatzte Reifen oder Motorversagen vergeht die Fahrt unheimlich schnell.
Ich plane schon ein Minibusunternehmen in Deutschland zu gründen. Ob das so klappen wird???...
Tionana,
Marian