Moni azanga, Hallo Freunde,
ich hoffe in Deutschland läuft alles gut. Ich habe gehört, dass die Herbstferien angefangen haben, was ich sehr unfair finde, da es meine ersten Nichtferien sind ;)
Vom 25-27 September hatte ich meine erste große Reise nach NkothaKota, am Malawisee. Dort fand nämlich das jährliche Meeting der BACOMA statt.
So nahm ich am 25 September um 6 Uhr morgens den Minibus zum Büro und wartete auf dem Bus, der mich und 50 andere Delegierte um 10 Uhr morgens in das ca. 400km entfernte NkothaKota bringen sollte. Das war zumindest die Theorie…. In der Praxis kam um 13 Uhr ein LKW mit offener Ladefläche, auf dem die Delegierten zusammengepfercht wurden und nun für 400km bei hohen Temperaturen und glühender Sonne drauf stehen mussten. Ich hatte das Privileg neben dem LKW Fahrer zu sitzen, was ich auch dankend annahm. Außerdem kam ein Minibus, der die Gepäckstücke transportierte. Um 14 Uhr ging es dann los und nach einer halben Stunde hatten wir schon unseren ersten Unfall. Unser LKW rammte einen anderen LKW, sodass die Spiegel zerbrachen. Da mein Fahrer dachte, dass der andere Schuld hätte, drehten wir den Laster auf dem Highway! und gaben Gas, um den anderen LKW abzubremsen und zum stoppen zu zwingen. Dabei stellte sich heraus, dass wir Schuld am Unfall trugen^^. Viel Lärm um nichts und höchstens nur finanziellen Schaden für uns, da der andere LKW nun unsere Nummer hat J. Durch das zerbrochene Glas wurde leider auch ein Delegierter verletzt, sodass er im Krankenhaus behandelt wurde und im Minibus weggebracht wurde. Nach einer Stunde dann hatten wir unseren ersten Stopp, nachdem wir die Polizeisperre am Shire River passiert hatten. Sofort kamen Kinder angerannt, die Cola, Chips, Mais, Eier, kleine Hunde (nicht zum Essen, glaube ich zumindest!!) und vieles mehr verkauften. Derart gestärkt fuhren wir weiter durch eine wunderschöne halbsteppenähnliche hügelige Landschaft und näherten uns langsam aber sicher unserem Ziel… wäre da nicht eine Schaf gewesen, die beschlossen hatte ihr Leben zu beenden, indem sie gegen ein Auto lief, was bei ca. 80km/h nicht sehr weise ist. Das Auto, in dem Mary und 3 andere Frauen saßen, war schon eine Stunde ca. vor uns losgefahren und musste nun im Halbdunkel im „Niemandsland“ auf den LKW und den Minibus warten. Es hatte eine enorme optische Aufwertung durch das Schaf erhalten, die vordere Partie war vollkommen verzogen, die Stoßstange abgefallen, die Motorhaube ging nicht mehr zu und der Ventilator zur Motorkühlung war hinüber. Es wurde spontan beschlossen, dass das Schaf der Teufel war, da ja keiner sonst das Meeting behindern würde.
Das nenne ich mal handfeste Theologie, wenngleich ich eher der Ansicht bin, dass Schafe einfach nur die dümmsten Tiere der Welt sind. Das Schaf bescherte uns auf jedenfall einen 2 stündigen Stopp in der „Pampa“, was aber auch schön war, da man einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben konnte und wieder viele Kinder angerannt kamen, die auf einigen Fotos verewigt wurden.
Schließlich kamen wir todmüde um 22 Uhr in Nkotha-Kota an und wurden mit Tanz und Musik der schon anwesenden Delegierten begrüßt. Es war sehr schön, vor allen, dass die Delegierten sofort mitmachten, als ob die 7 Stunden auf dem Laster stehen nie gewesen wären. Ich jedenfalls war zu müde um irgendwas zu machen. Ich aß etwas und wurde mit meinen Zimmergenossen (Faguenck Kaguwa), dem Finanzbearbeiter, zu unserem Hotel gebracht. Am nächsten Morgen ging es auch schon wieder um 6 Uhr morgens los, als wir von Simon geweckt wurden, weil er wollte, dass wir Dokumente kopieren (in Deutschland hätte man höchstwahrscheinlich schon vor dem Meeting einige Kopien der zu verteilenden Reports gemacht, hier aber nicht) . Wir benötigten jedenfalls gut 2 Stunden, um im Copy Shop, der auch Friseursalon, Schreibwarengeschäft und DVD Verleih war, unsere 100 Reports zu kopieren. Danach ging es dann schnell zum Konferenzgelände, wo das Meeting schon im vollem Gange war. Nachdem ich mich mit einem kurzen „Moni mpingo“ „Hallo Gemeinde“ vorgestellt hatte, worauf ein 200 faches „Zikomo“ kam (Danke), war mein Tagesauftrag erfüllt und ich durfte andächtig zuhören, wobei ich aber außer „Hallelujah“, „Amen“ und kurze englische Sätze „We are the children of God“ nicht viel verstand. Nebenbei war es auch noch richtig warm, wodurch das Anzugtragen nicht unbedingt angenehmer wurde und die Konzentration und Wachsamkeit langsam aber stetig abnahm.
Zum Mittagessen, was für mich eine halbe Erlösung darstellte, gab es Reis, Kuhinnereien und Salat, was ich mit den Händen genießen durfte. So langsam gewöhne ich mich daran mit den Händen zu essen, obwohl Messer und Gabel doch viel praktischer sind. Anschließend fuhr ich mit Reverend Fletcher Kaiya einen Delegierten nach Hause, der früher Imam in einer islamischen Gemeinde war und dann zum Christentum konvertierte. Da die Gegend, in der wir unser Meeting hatten, stärker islamisch geprägt war, musste er überall eskortiert werden, was doch irgendwie bedauerlich war.
Jedenfalls sah ich während dieser „Eskorte“ zum ersten Mal den See und ich war irgendwie überwältigt. Er zog sich wie ein langes blaues Band am Horizont entlang und wirkte fast etwas surreal in dieser dürren, gelben Umgebung. Da die Zeit diesmal sehr knapp war, konnten wir nicht näher ran, aber nächstes Mal wird der See intensiv erkundet J.
Der Nachmittag verlief dann eigentlich recht unspektakulär weiter. Man merkte, dass die Sonne und die langen Referaten viele Delegierte langsam ermüdeten, so dass die Diskussionen abflachten. Nach dem Abendessen dann , um 19 Uhr, dachte ich, dass es jetzt zuende sein würde, aber weitgefehlt… Jetzt gings erst richtig los.
Zuerst kam die Abendpredigt von Dr. Rue Scott, einem Southern Baptist, der über seine Taten predigte (Exorzismus, Seelenrettung eines Verlorenen, etc.). Man hatte den Eindruck, dass er mehr Wunder vollbracht hatte als Jesus und die Hälfte der Delegierten schlief während der Predigt (ich war auch müde). Die Southern Baptists haben sich bei der BACOMA nicht sehr beliebt gemacht, weil sie Zwietracht zwischen die einzelnen Regionen säen und die Partnerschaft mit der EBM (meine Entsendeorganisation) sehr kritisieren. Simon erzählte mir immer, dass Southern Baptists in Sambia, die Convention zweigeteilt hatten und, nachdem Sambia die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte, der Convention die Nutzung der Kirchen und für die Convention gebauten Gebäude von Southern Baptists verboten hatten. Dies ist nicht unbedingt ein sehr christliches Verhalten für die angeblichen „christlichsten Christen“.
Nachdem ich dann eine Stunde lang die Taten bestaunte (ein Delegierter vor mir rief die ganze Zeit Hallelujah und Amen), dachten ich und viele andere, dass es nun Zeit wäre fürs Bett, doch der Präsident hatte andere Pläne…
Er startete den Beamer und wir begannen um 22 Uhr mit dem Entwurf einer neuen Verfassung für die BACOMA. Das wurde dann langsam auch zu viel für mich und ich schlief mückenzerstochen ein J
Um 0.30 Uhr stand dann die neue Verfassung und die Delegierten lagen todmüde in Ihren Stühlen.
Am letzten Tag (Samstag) gings dann wieder um 6 Uhr morgens los und die Wahlen standen an. Wir hatten vorsorglich die Wahlzettel präpariert, da einige Delegierte gerne ein paar Extrawahlzettel mitnehmen um gleich 10 fach zu wählen. So konnte dieses Mal fälschungsfrei gewählt werden, da die paar unmarkierten Zettel schnell gefunden wurden. Während der Wahlen kamen auch noch viele Fischer, die Ihren frisch gefangenen Fisch an die Bäume hangen und verkauften.
Nach den Wahlen, wobei bis auf einen neuen Regionalkoordinator alles beim Alten blieb, gab es Ehrungen für treue Pastoren und Mitarbeiter und ab 11 Uhr ging das Meeting in einem kleinen Fest mit Musik zu Ende. Nun hieß es auch für mich das Konferenzgelände zu verlassen und mit frisch gekauften Fisch, am Rückspiegel aufgehangen, ging es dann Richtung Blantyre, was wir, nachdem wir 40 Minuten bei 38 °C an einer Tankstelle auf Benzin warteten, was die Fischqualität sicher nicht verbesserte, um 21 Uhr ohne weitere Zwischenfälle erreichten. Ich jedenfalls war todmüde als wir dort ankamen und wollte nur noch schlafen.