Tag 2
In Malawi läuft der Tagesrhythmus nach der Sonne ab. Das bedeutet, dass um 6 Uhr morgens die Straßen schon voller Leute sind, aber ab 20 Uhr auch schon wieder die meisten Leute im Bett. Sonnenaufgang und Untergang bleiben das Jahr über sehr konstant, sodass ich damit rechnen werden kann früher als in Duisburg aufzustehen :). Das Frühstück bestand aus Cornflakes und wurde mit Simon vor dem Fernseher eingenommen, wobei der Fernsehsender Botsuana 1 im Fernseher lief. Danach ging es mit Tsingirai und der Nichte (ich vergesse den Namen immer) zum Baptist Center, wo die Primary School ist, wo ich bald auch unterrichten werde. Anschließend holten wir noch eine Bekannte und Mary (Simon’s Frau) ab und fuhren mit dem Geländewagen Richtung Süden nach Gabu im Distrikt Chikwawa (oder ähnlich geschrieben :)), wo ein Treffen mit lokalen Pastoren und Würdenträgern der Baptisten stattfinden sollte. Die 100km lange Hinfahrt führte uns vom hohen und relativ warmen Blantyre über sehr kurvige Straßen in die flache und super heiße Umgebung und war sehr interessant. Baobabs (Affenbrotbäume), Termitenhügel und viele kleine Gebäude am Straßenrand säumten den Weg und regelmäßig überquerten Kühe, Ziegen und andere Tiere die Straße, sodass es einem nie langweilig wurde. Irgendwann dann wurde diese Szenerie von enorm großen, bewässerten Feldern, wo Zuckerrohr angebaut wurde, abgelöst. Ebenfalls super auffällig auf dem Weg und auch in Blantyre war die allseits präsente Carlsberg Bier Werbung, wo die Malawier aufgefordert wurden ihr Lieblingsbier per SMS zu wählen, und viele Polizeisperren, wo man entweder einfach so durchkam oder etwas Trinkgeld geben musste. Hin und wieder sah man auch das Plakat des Präsidenten mit einer Aufforderung an alle Autofahrer: „Arrive alive“! Dieser Aufforderung leistet aber keiner Folge, da es völlig normal ist, dass LKWs mitten auf der Straße halten, wenn der Fahrer auf die Toilette muss oder ein Auto einfach rückwärts fährt, wenn es falsch abgebogen ist. Andere Länder, andere Sitten!
Plötzlich endete die halbwegs gute asphaltierte Straße und wurde zu einer Schotterpiste, sodass wir von 100 km/h (laut Simon, da der Tacho kaputt ist) auf 20km/h abgebremst wurden. Wir näherten uns Gabu. Die Wellblechhüten wurden immer mehr durch Strohhütten abgelöst und dann waren wir da:
Für mich völlig unverständlich bog Simon irgendwann einfach links ab, von der Piste in die Pampa, und da war Gabu, ein Dorf von ca. 5000 Einwohnern.
Eine Hütte in Gabu
Als wir ankamen, waren wir sofort von Kindern umringt, die mich sehr neugierig musterten. Viele Leute waren schon versammelt und dann kam eine wichtige Tätigkeit, von der ich schon im Vorbereitungskurs gehört hatte: Händeschütteln! Da ich nicht wusste, wem ich die Hand geben sollte, gab ich Sie einfach jedem. Einige Frauen verbeugten sich dabei vor mir und sagten Zikomo… Danke. Andere hielten den Arm, mit dem sie mir die Hand gaben mit ihrer anderen Hand fest. Es ist schon sehr komisch wie die Leute einen behandeln…
Das größte Gebäude des Dorfes war die Baptistenkirche. In ihr gab es keine Kirchenbänke oder Kreuze. Die Inneneinrichtung war ein Tisch (der Altar?) und 5 Stühle. Ich sollte neben Simon auf dem Stuhl Platz nehmen. Auf den Stühlen saßen sonst noch ein ehemaliges Mitglied des Parlamentes und noch zwei andere Personen. Auf den Strohmatten, die vorher auf dem Boden ausgebreitet wurden, saßen die anderen Personen: Die Frauen links und die Männer rechts von mir. Was heute sehr auffällig war ist, dass die Männer sich bei offiziellen Anlässen sich sehr förmlich kleiden mit Hemd, Krawatte und teilweise sogar mit Jackett.
Die Versammlung begann mit vielen verschiedenen Liedern. Dabei gab es immer einen Vorsänger, während dann alle anderen dann mitsangen, rhythmisch klatschten und sich schwungvoll bewegten. Ich versuchte mitzuklatschen und die Wörter zu imitieren, was mir teilweise gelang. Nachdem wir ca. 10 Minuten gesungen hatten, begann die Konferenz mit einem Gebet. Da ich kein Chichewa verstand, war ich Simon sehr dankbar, als er mich anstupste und leise „pray“ sagte. Danach wurde dann schließlich 3 Stunden diskutiert… auf Chichewa! Da ich kein Wort verstand und vom Flug noch müde war, spielte sich in meinem Kopf eine Zeit lang der Kampf „schlafen gegen wach bleiben“ ab. Dennoch war es insgesamt sehr interessant, weil die Redner immer stark gestikulierten, die Stimme verstellten und schrien um Ihr Anliegen zu vermitteln. Interessant war auch, dass mich hin und wieder Kinder durch die Kirchenfenster beobachteten, diese dann aber schnell von einem der Teilnehmer vertrieben wurden. Auch war die Diskussion sehr gesittet, da sobald es laut wurde es genügte, wenn jemand laut „Hallelujah“ schrie, woraufhin die Leute sofort mit „Amen“ antworteten und verstummtenà vielleicht ein hilfreiches pädagogisches Mittel J. Das „Hallelujah-Amen-Spiel“ wurde aber auch genutzt um die Menge anzustacheln. So nutzte Simon gerne ein dreifaches Hallelujah bevor er begann zu reden. Zwischendurch wurde auch mal wieder spontan gesungen, wobei das „Fanana Jesu“ Lied wohl das beliebteste war. Schließlich endete das Meeting mit einem Gebet und wir wurden zum Essen eingeladen. Auf dem Weg zur Hütte kamen wieder viele Kinder angerannt. Ich fragte, ob sie ein Foto wollten und dann war ich schließlich völlig umzingelt. Nur mit dem Versprechen nach dem Essen noch ein Foto zu schießen, ließen sie mich zum Mittagessen in die Hütte. Es gab dort Nsima (Maisbrei) und Hühnchen? in einer leckeren Sauce. Besteck gab es keines und so aß ich zum ersten Mal in meinem Leben mit der rechten Hand Maisbrei und Hühnchen? mit Sauce. Die Knochenreste wurden einfach auf dem Boden geworfen, wo sich die Katzen gleich gierig drauf stürzten. Als Patricia meinen leicht verwirrten Gesichtsausdruck sah (normalerweise werfe ich meine Essensreste nicht einfach auf dem Boden und erst recht nicht als Gast), sagte Sie mir: „That’s the way we feed the pets. We do not have special petfood like in Europe” (Sie lebte 3 Jahre in England). Mary fand die Vorstellung von Extrafutter für Hunde und Katzen super lustig und es wurde noch lustiger, als ich sagte, dass einige Tierhalter in Europa sogar Pullover für ihre Tiere kaufen. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns schließlich von den Leuten in Gabu, ich schoss noch ein paar Fotos für die Kinder und dann waren wir irgendwann wieder in Blantyre. Dort kauften wir noch eine Handykarte für mich, ab sofort bin ich unter der 002655564480 erreichbar, und der Tag endete wie er begonnen hatte vor dem Fernseher, wo auf Malawi 1 eine interessante Soap lief, wo der Onkel versuchte den Freund seiner Nichte umzubringen, weil er sie geschwängert hatte ohne vorher einen Aidstest zu machen (Für alle, die es interessiert: Der Junge ist HIV negativ und der Onkel bringt ihn nicht um).
Tionana! Bis bald!
Marian
PS: Es wird nicht immer möglich sein für jeden Tag einen Bericht zu schreiben. Ich habe nur heute einen freien Tag und noch habe ich super viele neue Erlebnisse :)
3 Kommentare:
Ich find das süß, wie die Leute mit dir umgehn :D alle total freundlich und die Kinder...süüüüß. Hach marian :D
wir fressen hier doch auch mit den Händen, zumindest David, Daniel und ich ^^ Also essen könnte ich in Malawi sicherlich auch :)
Hier in Duisburg is nich viel los, alle ham wat zu tun und ab und zu kommt mal n kleines Treffen zustande, also viiiiel weniger spannend als dein "neues Leben" gerade in Malawi.
Ich frag mich, was du gerade machst... ob du wieder beten musst und lustig rumtanzt :D Das würd ich zugern mal sehn...sag mal einem von den Kindern die solln dich dabei fotografieren...oder halt nein! Vielleicht siehste deine Kamera nichmehr wieder (?) kann ja sein! Nix gegen die Malawi-aner.. Malawesen? Malaria? Ne..das war was anderes. xD
Ich hoffe dir geht's gut und du wirst nich von ekeligen Viechern belästigt! Du wirst deine Sache schon gut machen!
Adiéu !!! :)
hallöle =)
Also das mit dem Essensresten auf den Boden werfen gewöhnst du dir besser nicht an =)
Ich glaub deine Mom fänd das nicht so lustig ;)
Lg
P.S: Ich find slustig zu hören was du so den ganzen lieben Tag da drüben machst!
ah die denken jetzt bestimmt europäer sind die letzten verwöhnten snobs, die es gibt...wegen den hundepullovern ;P..
deine handynr is übrigens voll kurz...haben nich so viele leute telefon oder handy da??
wieviel kostet eig ne sms oder ein anruf...muss ich mal gucken..bestimmt voll heftig^^
ich wünsch dir noch viel spaß...ich finde der gottesdienst hat sich gut angehört....den gesang hätte ich auch gerne gehört :D...
gruß benny
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